Fünf Fragen an ... Frau Q.
Frage: Frau Q, Sie haben Ihr Praktikum im Fundraising gemacht. Was ist Ihnen dabei besonders aufgefallen?
Schon in den ersten Wochen meines Praktikums ist mir aufgefallen, dass das Hauptaugenmerk des hier angewandten Fundraisings auf der reinen Spendenmaximierung liegt. Das drum herum scheint zweitrangig. Im Fokus stehen die Zahlen.
Frage: Was hat Sie an dem Fundraising, das Sie kennengelernt haben, besonders gestört?
Ich habe die Vorstellung, dass man den Spender aufgrund gleicher Werte und Überzeugungen für das „Gute“ einzustehen gewinnt, und bindet. Der gute Zweck der sozialen Organisation sollte hierbei den Hauptausschlag geben. Sodass mich die Form des Spendenbrief-Mailings abgeschreckt hat. Hierbei werden die hauptsächlich älteren Spender durch konkrete Zahlungsaufforderungen, in kurzen Abständen, immer wieder angeschrieben. Meiner Meinung nach geschieht dies allerdings nicht sachlich, objektiv und freundlich. Es findet viel mehr eine moralische „Nötigung“ statt. Durch rein negative Schlagzeilen, welche „BILD“ ähnlich formuliert sind und beigelegte Incentives bleibt einem Spender moralisch kaum eine andere Wahl, als Geld zu spenden. Dieses Prinzip finde ich sehr fragwürdig und stellt für mich die Gemeinnützigkeit in Frage.
Frage: War das Fundraising nicht erfolgreich? Können Organisationen auf ein erfolgreiches Fundraising verzichten? Immerhin würden Einnahmen, die für die Projekte benötigt werden, verloren gehen?
Das Fundraising ist erfolgreich. Es funktioniert. Aber ich denke, dass es möglich ist, alternative Wege zu gehen und immer noch erfolgreich Fundraising zu betreiben. Ein moralisch einwandfreies Konzept und hohe Spendensummen schließen sich nicht aus. Vielleicht begünstigt das eine sogar das andere positiv. Ich denke aber nicht, dass Organisationen auf das Fundraising verzichten können. Ohne die Aufforderung zum Spenden fällt es vielen Menschen schwer dies zu tun. Sodass ohne Aufforderung kaum eine Spende eingehen würde.
Frage: Was sollte sich Ihrer Meinung nach ändern?
Es sollte auch für große Organisationen möglich sein, durch ihre Leitlinien und ihre Mission die Bevölkerung zum Spenden zu bewegen. Wenn es nicht ohne Mailings geht, sollte man die Art und Weise überdenken. Was spricht gegen positive Eindrücke und Einblicke?
Berichte über Erfolge, Neuanschaffungen, die Arbeit einzelner Bereiche oder Projekte. Es sollte ein freundlicher und respektvoller Umgangston herrschen, sodass jeder frei entscheiden kann, ob er nun spendet oder eben nicht. Natürlich müssen auch Probleme, Herausforderungen und zukünftige Investitionen angesprochen werden. Aber dies sollte offen, ehrlich und freundlich bittend geschehen.
Frage: Haben Sie überhaupt noch Lust, sich mit Fundraising zu beschäftigen?
Ja! Mein Interesse am Fundraising ist nach wie vor groß. Grade jetzt, wo ich weiß das es noch viel Potential für die Zukunft, gibt bin ich motiviert weiter zu machen, mich im weiteren Verlauf meines Studiums vielleicht auch dahin gehend zu spezialisieren und später meine Ideen zu realisieren.
Frau Q. ist Studentin im 3. Fachsemester und hat ein Praktikum im Fundraising gemacht.
Der Name ist den Herausgebern bekannt.
Dr. Kai Fischer
Sprechen Sie mich gerne an, ich freue mich von Ihnen zu hören!
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Buch
Mission Based Fundraising
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